Autorenalltag

10 kreative Übungen, um Schreibblockaden zu überwinden

Schreibblockaden – sie sind der Endgegner eines jeden Autors. Ich weiß nicht, wie oft ich schon vor meinem Manuskript saß, bereit, die perfekte Szene zu schreiben, nur um dann… nichts. Kein Wort, kein Gedanke, nur dieser leere, blinkende Cursor, der mich ansieht, als wollte er sagen: Tja, und jetzt?

Es gibt Tage, an denen das Schreiben einfach fließt, an denen die Wörter von alleine aus meinen Fingern springen und ich kaum mit dem Tippen hinterherkomme. Und dann gibt es diese anderen Tage, an denen jede noch so kleine Formulierung zur Herausforderung wird. Ich denke, wir alle kennen das.

Doch das Gute ist: Es gibt Wege, um aus dieser Starre herauszukommen. Über die Jahre habe ich viele Methoden ausprobiert – einige wirkungslos, andere lebensverändernd. Heute teile ich mit euch 10 kreative Übungen, die mich immer wieder aus der Schreibblockade geholt haben. Vielleicht helfen sie auch euch!

1. Freewriting – Schreiben ohne Nachzudenken

Ich gebe zu: Früher war ich skeptisch, wenn es um Freewriting ging. Einfach drauflosschreiben, ohne Plan, ohne Ziel? Was bringt das? Doch genau das ist der Punkt.

Wenn ich mich in einer Blockade befinde, stelle ich mir einen Timer auf 10 bis 15 Minuten und schreibe einfach. Ohne nachzudenken. Ohne zu editieren. Ohne Druck. Ich tippe oder schreibe mit der Hand alles auf, was mir durch den Kopf geht – auch wenn es nur „Ich habe keine Ahnung, was ich schreiben soll“ ist.

Das Überraschende? Irgendwann setzt sich mein Gehirn in Bewegung. Die Worte fließen, und manchmal tauchen dabei Ideen auf, die ich vorher nie in Betracht gezogen hätte. Es geht nicht darum, einen perfekten Text zu produzieren – sondern darum, den kreativen Knoten zu lösen.

2. Die Perspektive wechseln – Ein Charakter übernimmt

Manchmal liegt das Problem nicht bei mir, sondern bei meiner Geschichte. Vielleicht ist die Szene zu steif, vielleicht fühlt sie sich nicht lebendig an. Wenn ich mich an einer Stelle festfahre, stelle ich mir eine Frage:

Was würde meine Hauptfigur mir sagen, wenn sie mit mir sprechen könnte?

Ich öffne ein neues Dokument und lasse sie zu Wort kommen. Manchmal schreibe ich einen Tagebucheintrag aus ihrer Sicht, manchmal erzähle ich die Szene aus einer völlig anderen Perspektive. Und plötzlich entstehen neue Facetten – Gedanken, Gefühle, innere Konflikte, die ich vorher nicht bedacht hatte.

Besonders spannend ist es, wenn ich einen Nebencharakter über die Situation berichten lasse. Manchmal enthüllt das völlig neue Aspekte meiner Geschichte.

3. Szenen-Hopping – Schreib, was dich gerade begeistert

Einer der größten Irrtümer ist die Annahme, dass man eine Geschichte linear schreiben muss – Szene für Szene, Kapitel für Kapitel. Doch wer sagt, dass du nicht mit der spannendsten Szene beginnen kannst?

Wenn ich feststecke, stelle ich mir eine einfache Frage:
👉 Welche Szene reizt mich gerade am meisten?

Vielleicht ist es das erste Treffen der Protagonisten. Vielleicht ein leidenschaftlicher Kuss. Vielleicht der große Herzschmerz-Moment. Also schreibe ich diese Szene zuerst – auch wenn sie erst am Ende des Buches vorkommen soll.

Das hat zwei Vorteile:

  • Ich habe ein Ziel vor Augen – denn nun weiß ich, wohin meine Geschichte führen soll.
  • Ich bekomme wieder Lust am Schreiben, weil ich an etwas arbeite, das mich begeistert.

4. Ortswechsel – Die Magie neuer Umgebungen nutzen

Es klingt fast zu simpel, aber manchmal hilft ein Tapetenwechsel.

📍 Im Café schreiben: Die Geräusche von klappernden Tassen, leise Gespräche, der Duft von Kaffee – all das kann inspirierend sein.
📍 Draußen schreiben: Manchmal braucht der Kopf frische Luft. Ein Park, ein See, eine ruhige Bank unter einem Baum – all das kann neue Gedanken freisetzen.
📍 Mit der Hand schreiben: Es fühlt sich anders an, als auf einer Tastatur zu tippen. Der langsamere Prozess zwingt mich dazu, bewusster zu formulieren.

Es gibt keinen „richtigen“ Ort zum Schreiben. Aber manchmal kann ein neuer Blickwinkel den Unterschied machen.

5. Soundtrack für die Szene erstellen 🎶

Musik ist für mich eines der kraftvollsten Werkzeuge, um in eine bestimmte Stimmung zu kommen.

Wenn ich in einer emotionalen Szene stecke, suche ich mir passende Lieder heraus. Ein melancholisches Lied für eine traurige Szene, ein energiegeladenes für eine Konfrontation. Manchmal reicht schon ein einzelnes Lied, um mich emotional so mitzureißen, dass ich mich plötzlich mitten in der Szene wiederfinde.

Tipp: Erstelle Playlists für dein Buch – eine für romantische Momente, eine für Drama, eine für Spannung. So hast du immer den passenden Soundtrack parat.

6. Dialog-Chaos – Lass deine Charaktere streiten

Manchmal läuft eine Szene einfach zu glatt. Alles fühlt sich vorhersehbar an, als ob meine Charaktere nur das tun, was ich von ihnen erwarte – aber nicht das, was sie wirklich tun würden. Das ist oft ein Zeichen dafür, dass ich mich festgefahren habe.

Dann stelle ich mir eine einfache Frage:

🤔 Was wäre das Schlimmste, das jetzt passieren könnte?

Und dann lasse ich es geschehen. Vielleicht verplappert sich meine Hauptfigur und enthüllt ein Geheimnis, das sie eigentlich noch für sich behalten wollte. Vielleicht explodiert eine unterdrückte Emotion und ein liebevoller Moment verwandelt sich in einen wütenden Streit. Vielleicht kommt eine Figur völlig unerwartet ins Spiel und stört die Szene.

Dialoge sind das Herz eines guten Romans. Wenn ich mich blockiert fühle, zwinge ich meine Charaktere in eine Konfrontation. Ich lasse sie sagen, was sie wirklich denken – auch wenn es hässlich ist, auch wenn es Konsequenzen hat. Selbst wenn ich die Szene später überarbeite oder ganz verwerfe, hat dieser Prozess fast immer den Effekt, dass ich meine Figuren besser verstehe.

Ein Trick: Schreibe einen Dialog ohne Erzählertext. Keine Beschreibungen, keine inneren Gedanken – nur die Worte. Die rohe Energie eines Streitgesprächs oder einer hitzigen Diskussion kann genug sein, um eine Szene aus dem Stillstand zu reißen.

7. Die 5-Sinne-Übung – Schreiben mit allen Sinnen

Einer der häufigsten Gründe für Schreibblockaden ist, dass eine Szene sich nicht lebendig anfühlt. Sie bleibt flach, weil sie nur aus Handlung besteht – aber nicht aus Erleben.

Wenn ich feststecke, nutze ich die 5-Sinne-Übung:
👀 Sehen: Was ist das Erste, was meine Figur bemerkt? Wie fällt das Licht in den Raum? Gibt es Farben, die eine besondere Wirkung haben?
👂 Hören: Ist es still oder gibt es ein Hintergrundgeräusch? Das Ticken einer Uhr? Ein entferntes Lachen?
👃 Riechen: Gibt es einen markanten Geruch? Kaffee? Regen? Parfüm?
🤲 Fühlen: Wie fühlt sich der Stoff des Kleides auf der Haut an? Ist die Luft warm oder kalt?
👅 Schmecken: Vielleicht hat meine Figur gerade einen letzten Schluck Wein genommen – ist er süß oder herb?

Durch diese Methode zwinge ich mich, in die Szene einzutauchen, anstatt sie nur zu „erzählen“. Manchmal reicht ein Detail – der Geruch von verbranntem Toast am Morgen oder das kalte Metall einer Türklinke – um eine ganze Atmosphäre zu erschaffen.

Ein Tipp: Wenn du eine Schreibblockade hast, schnapp dir eine Szene und überarbeite sie nur mit Fokus auf die Sinne. Füge Details hinzu, die die Umgebung fühlbarer machen.

8. Einen Brief schreiben – An dich oder deine Figur

Wenn meine Gedanken stillstehen und ich nicht weiß, wie es weitergeht, rede ich mir selbst gut zu – in Form eines Briefes.

💌 An meine Hauptfigur: „Was ist los mit dir? Warum zögerst du? Was willst du eigentlich?“

Ich stelle meiner Figur Fragen, als wäre sie eine echte Person. Oft überrascht mich die Antwort. Ich erkenne, dass mein Charakter vielleicht Angst hat, sich einer Wahrheit zu stellen, oder dass er nicht ehrlich zu sich selbst ist.

💌 An meinen Antagonisten: „Warum machst du meinem Protagonisten das Leben so schwer?“

Manchmal sind es gerade die Gegenspieler, die sich zu blass anfühlen – weil ich sie nicht wirklich verstehe. Wenn ich ihnen eine Stimme gebe, erkenne ich oft ihre Motivation.

💌 An mich selbst: „Warum hänge ich fest?“

Das ist vielleicht der wichtigste Brief von allen. Schreibblockaden haben oft nichts mit der Geschichte zu tun, sondern mit unseren eigenen Zweifeln. Ich frage mich, ob ich Angst habe, nicht gut genug zu sein, ob ich mir zu viel Druck mache oder ob ich eine Pause brauche.

Manchmal reicht es, diese Gedanken niederzuschreiben, um die Blockade zu lösen.

Schreib eine Szene komplett anders um – Auch wenn es absurd ist

Wenn ich wirklich feststecke, stelle ich mir vor, dass meine Geschichte ein Film wäre – und der Regisseur plötzlich eine radikale Änderung verlangt.

🔹 Was wäre, wenn die Szene in einer völlig anderen Umgebung spielt? Statt im Café findet das Date meiner Charaktere in einer verlassenen Lagerhalle statt.

🔹 Was wäre, wenn die Stimmung genau das Gegenteil ist? Statt eines romantischen Moments wird es eine chaotische Katastrophe.

🔹 Was wäre, wenn meine Figur sich anders entscheidet? Statt nachzugeben, sagt sie „Nein“. Statt zu gehen, bleibt sie.

Ich schreibe diese alternative Version, ohne mir Gedanken zu machen, ob sie realistisch ist. Oft entsteht dabei eine neue, spannendere Dynamik, die ich in meine eigentliche Geschichte einbauen kann.

Übung: Schnapp dir eine beliebige Szene und schreibe sie mit einer dieser Veränderungen um. Selbst wenn du sie nie benutzt – sie wird dich aus deiner Blockade reißen.

10. Mach eine bewusste Pause – Und tu etwas völlig anderes

Manchmal hilft es nicht, sich zum Schreiben zu zwingen. Manchmal ist das Problem, dass mein Kopf zu voll ist.

Dann sage ich mir: Es ist okay, nicht zu schreiben.

Aber – und das ist wichtig – die Pause muss aktiv sein. Kein zielloses Scrollen auf Social Media, sondern etwas, das meinen Kopf wirklich frei macht.

🌿 Spazieren gehen: Die besten Ideen kommen oft, wenn ich einfach durch die Natur laufe.
📚 Ein Buch lesen: Aber nicht irgendwas – sondern ein Buch, das mich inspiriert.
🎨 Kreativ sein, aber anders: Zeichnen, Musik hören, tanzen – alles, was mein Gehirn in einen anderen Modus versetzt.
🏃 Sport machen: Klingt nach Klischee, aber Bewegung hilft. Manchmal reicht eine Runde Yoga oder eine kleine Laufeinheit, um den Knoten im Kopf zu lösen.

Die besten Ideen kommen oft dann, wenn wir sie nicht erzwingen. Ich habe gelernt, mir Pausen ohne schlechtes Gewissen zu gönnen. Schreiben ist ein kreativer Prozess – und Kreativität braucht Raum.

Fazit: Schreibblockaden sind nicht das Ende – sie sind ein Zeichen für Wachstum

Schreibblockaden sind nicht unser Feind. Sie sind ein Zeichen dafür, dass unser Gehirn gerade versucht, etwas Neues zu formen. Der Schlüssel ist, nicht in Panik zu verfallen, sondern das Schreiben spielerisch anzugehen.

Vielleicht funktioniert nicht jede dieser Methoden für dich – aber wenn auch nur eine einzige dabei hilft, dann war sie es wert.

Und jetzt zu dir: Welche dieser Übungen wirst du ausprobieren?
Schreib es in die Kommentare – ich bin gespannt! 💖

Mit ganz viel Schreibmagie ✨
Nadine

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